Hagebau
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Der hagebau-Mann

Der Text ist im BaumarktManager erschienen und mit der freundlichen Erlaubnis der Redaktion kann dieser auch hier veröffentlicht werden. Die Autorin ist Katharina Adams.

Dass jemand 50 Jahre im selben Unternehmen arbeitet, ist heute die Ausnahme. Georg Hüsmann gehört zu dieser raren Spezies, denn er ist seit seiner Ausbildung der Paul Swertz GmbH treu geblieben und hat dort Schritt für Schritt die Karriereleiter erklommen. Im Gespräch mit BaumarktManager gibt er Einblicke in seinen persönlichen Werdegang.

Passend zur beginnenden Adventszeit fällt auch in Goch am Niederrhein der erste Schnee und verzuckert das Gebäude des Hagebaumarktes Paul Swertz GmbH ein wenig. Georg Hüsmann steht zur Begrüßung im Eingangsbereich, ein wenig hünenhaft, lässig in Hemd und Pulli gekleidet, mit Dreitagebart. Flankiert wird er von Rudolf Swertz und seiner Tochter Anna Swertz, die gemeinsam die Geschäftsführung innehaben. Dann geht es gemeinsam in den Konferenzraum im ersten Stock, abseits des Verkaufstrubels. Georg Hüsmann kommt gleich zum Wesentlichen: „Meine Zielsetzung war immer, die 50 Jahre voll zu machen.“ Das ist ihm gelungen, denn 2024 ist es so weit. 1974 hat Hüsmann beim damals noch reinen Baustoffhändler Paul Swertz GmbH seine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann begonnen. Bei der Wahl der Ausbildungsstätte habe die Familie eine wichtige Rolle gespielt. „Meine Mutter hat das mit dem Ausbildungsvertrag mehr oder weniger alleine geregelt“, erzählt Hüsmann mit einem Schmunzeln. Das sei da mals aber nicht unüblich gewesen, ergänzt er, und als Jugendlicher habe man sich eben gefügt. Im Nachhinein sieht er seine ehemalige Lehr- und heutige Arbeitsstätte als riesigen Glücksfall.

Gespür für die Warengruppen

Swertz sei ein tolles Familienunternehmen mit langer Historie seit 1935 und sehr familiärem Umgang, schwärmt der 65-Jährige, der zugleich weiß, dass die Situation in Beruf und Ausbildung heute ganz anders ist. „Die Azubis hinterfragen viel mehr und wollen mehr mitgestalten“, sagt Hüsmann. „Darauf muss man sich einstellen, dann bekommt man auch sehr engagierte Mitarbeiter“, so seine Erfahrung.

Von seinen ersten Jahren im Unternehmen erzählt Hüsmann begeistert: Das Baumarktsortiment war genau seine Welt, und er konnte sich in die Lebenswirklichkeit von Hand- und Heimwerkern gut einfühlen. Mit Akribie stellte er Warengruppen für die verschiedenen Gewerke zusammen, um den Kunden den Einkauf zu erleichtern. Das blieb bei der Geschäftsleitung nicht unentdeckt. „Ich habe schon als Lehrling die Waren vom Spaten bis zur Schraube handwerkergerecht sortiert“, sagt Hüsmann und fährt lächelnd fort: „So dachte man wohl, man kann mir diesen Bereich bedenkenlos anvertrauen.“ Kein Wunder, dass er schon in jungen Jahren Verantwortung für einen eigenen Sortimentsbereich übernahm.

Jüngster Marktleiter mit 23 Jahren

Mit der Eröffnung des ersten Baumarktes in Goch setzte sich die schnelle Karriere des gebürtigen Niederrheiners fort. „Mit 23 Jahren war ich damals mit Abstand der jüngste Marktleiter“, berichtet Hüsmann. Der Markt habe eine Fläche von 650 Quadratmetern umfasst. „Das kam mir damals riesig vor.“ Von Anfang an habe man ihm freie Hand gelassen und den Rücken gestärkt, sagt er rückblickend. Heute ist er Prokurist und Sortimentsleiter und für 60.000 Quadratmeter Fläche verantwortlich.

Wille zur Gestaltung

Georg Hüsmann spricht über seinen Job, und man spürt die Hingabe und Leidenschaft, die er über all die Jahrzehnte für die Welt des Bauens und Einrichtens empfunden hat – sein Traumberuf eben. Schon in der Ausbildung hat es ihn gepackt und seither nicht mehr losgelassen. Jede Sortimentserweiterung, jeden neuen Standort des Unternehmens hat er mit viel Herzblut begleitet. Und als hätte er nicht schon genug um die Ohren, brachte er seine Expertise schon früh in die Gremien der Hagebau mit ein – in der Sortimentskommission ebenso wie in den Werbeausschüssen. Hüsmann erinnert sich mit einem Hauch Nostalgie: „Ich glaube, ich war so etwas wie ein Trendscout, und habe viele neue Themen angeschoben, und das ist bis heute so geblieben.“

Generationswechsel mit neuen Herausforderungen

Schon recht früh hat der „Hagebau-Mann“ gemerkt, dass es sinnvoll ist, eine weibliche Perspektive einzunehmen. Maßgeblichen Einfluss hatten hier sicher die vielen Gespräche, die er mit seiner Frau über Sortimentsentwicklung geführt hat. „Sie hat mich auch teils auf Ordermessen begleitet“, sagt Hüsmann, der mit seiner „weiblichen Sicht“ seine besondere Fähigkeit offenbart, vom Kunden beziehungsweise von der Kundin her zu denken. Der Baumarkt nicht nur als Männerparadies, sondern als Waren- und Servicewelt für die ganze Familie. „Ich habe zum Beispiel den Kreativbereich eingeführt, auch ein umfangreiches Haushaltssortiment gehört für mich in den Baumarkt“, erklärt er mit Vehemenz.

Derzeit findet in den Augen Hüsmanns ein gravierender Generationswechsel statt, und damit gehen neue Herausforderungen für den stationären Handel einher. „Ich muss die junge Generation der Kunden anders abholen, ich muss ihnen ganze Einrichtungswelten präsentieren“, ist der Prokurist überzeugt. Das werde verstärkt die Aufgabe für die Zukunft sein.

Dabei ist es von Vorteil, wenn man einen guten Draht zu seinen Kunden hat. Bei Georg Hüsmann ist dies Teil seines Selbstverständnisses. Seit Jahren, teils Jahrzehnten betreut und begleitet er seine Kunden bei ihren Plänen und Projekten. „Ich kenne viele Kunden wirklich gut, und wir haben fast schon ein familiäres Verhältnis“, freut sich der Jubilar, und man sieht ihm an, dass er stolz darauf ist. Vielleicht, so Hüsmann, sei das auch die Besonderheit eines ländlichen Baumarktes.

Im Vertrauen, dass er sein Werk in fähige Hände weitergeben kann, wird Georg Hüsmann im April 2024 in den verdienten Ruhestand gehen. Er ist überzeugt, loslassen zu können, wenn auch nicht abrupt, aber doch mit einem klaren Schlussstrich. An dieser Stelle hält er inne, jetzt muss er sie erzählen, die Geschichte eines Mitarbeiters, der quasi auf dem Parkplatz des Baustoffhandels geboren wurde und auch im Alter von 80 Jahren noch als Aushilfe dabei war …